Freilebende Wölfe in Deutschland Wunder, Wahnsinn oder neue Normalität?

So der Titel des Vortrags vom Leiter des Wolfscenters Dörverden, Frank Faß. Er war auf Einladung der SPD im Landkreis Wolfenbüttel am Mittwochabend ins DGH in Kissenbrück gekommen, um über den „neuen Nachbarn“, den Wolf, zu informieren.

n seinem gut einstündigen Vortrag zeigte Faß den Weg der Wölfe nach Deutschland, sowie die Standorte der bekannten Rudel, auf. Wölfe, die als sog. Jährlinge ihr Rudel verlassen und sich auf die Suche nach einem eigenen Revier begeben, seien bisher immer von Sachsen Richtung Nordwesten gewandert. Einen Grund für dieses Verhalten konnte noch nicht erkannt werden. Aber irgendwann wird sich der Wolf auch Richtung Süden wenden, ist sich Faß sicher. Ein einzelnes Tier hatte es bereits bis in die Nähe von Frankfurt geschafft, war dort aber zu Tode gekommen.

Faß zeigte Verständnis für die Sorgen vieler Nutztierhalter. In diesem Bereich sieht er das größte Konfliktpotential im künftigen Zusammenleben mit dem Wolf, wies zugleich auf die vielen Schutzmöglichkeiten hin. Der Nachweis, dass ein Wolfsriss Grund für den Tod eines Nutztieres ist, kann nur durch eine DNA-Probe erfolgen. Nur ein Institut in Deutschland wertet diese Proben aus, daher dauert es bis zu sechs Monate bis Nutztierhalter ihre Entschädigungsansprüche anmelden können. „Die Förderrichtlinie Wolf des Landes sieht Mittel von insgesamt 100.000 EURO vor und würde nach Bedarf bei hinreichenden Erkenntnissen angepasst, so Marcus Bosse, MdL.

Wölfe sind Generalisten bei ihrer Nahrungswahl, die von der Maus bis zum Elch reicht. Kotproben, die im Zeitraum von 2001-2012 ausgewertet wurden zeigten, dass die Nahrungszusammensetzung zu 92 % aus Rehwild und weniger als 1 % aus Schafen bestand.

Es könne durchaus vorkommen, dass ein Wolf auffällig wird. Faß, selbst Jäger, sprach sich dafür aus, auffällige Wölfe, die z.B. keine Scheu mehr vor dem Menschen zeigen, durch Abschuss der freien Wildbahn zu entnehmen. Wölfe, die „Beutespezialisten“ werden, dürfen bereits heute der freien Wildbahn entnommen werden.

Allerdings sollte die Ursache für die Verhaltensauffälligkeit gefunden und beseitigt werden. Der Wolf müsse weiter und intensiv beobachtet werden, machte Faß deutlich und sprach sich für einen Ausweitung des Wolfsmonitoring aus. Wolfswelpen werden im Familienverband geprägt. Kenntnisse über die Elterntiere helfen, den Charakter eines abgewanderten Jährlings, der unter Umständen in seinem neuen Revier auffällig wird, besser einzuschätzen.

Zu den Fragen der Zuhörer, wie verhalte ich mich bei einem Wolfskontakt riet Frank Faß: „Ruhe bewahren. Der Wolf ist zu 99 % nicht an Menschen interessiert”. Die Wahrscheinlichkeit, dass Wölfe Menschen angreifen ist sehr gering. Das zeigten die Statistiken.

Frank Faß ist fest davon überzeugt, dass ein Zusammenleben mit Wölfen in Deutschland möglich ist, wenngleich es auch Probleme zu lösen gilt.

“Der Wolf ist gekommen um zu bleiben”, so das Fazit von Frank Faß. Der Mensch müsse wieder lernen, mit dem Wolf zu leben.